Abschnitt 1 - Persönlichkeit
Kernmotivation
Die Kernmotivation ist der primäre Antrieb des Charakters. Eine Eigenschaft, die so tief verankert ist, dass alle oder zumindest ein Großteil der Entscheidungen, die der Charakter trifft, durch diese Motivation beeinflusst werden sollten. Der entscheidende Faktor hierbei ist, möglichst tief in die Psyche einzudringen. Man sucht sozusagen „den kleinsten gemeinsamen Nenner“.
Ein Beispiel: Unser Beispiel-Charakter Tex soll ganz typisch das Bedürfnis nach Wettbewerb haben, weil er dadurch vorankommen will. Die Kernmotivation wäre hier also „Wettbewerb“ und nicht „möchte in x Jahren Lord werden“ oder „möchte x Schlachten bestreiten und x Jedi töten.“
Ein weiteres Beispiel: Ein Jedi-Charakter soll IC auf Machtheilung spezialisiert sein. Soweit haben wir uns das schon überlegt. Was könnte also eine Kernmotivation sein? Das Bedürfnis zu helfen, Leben zu retten, Ordnung wiederherzustellen und zu erhalten. Auch möglich wäre, dass der Charakter der Beste in seiner Gruppe sein will. Zugegeben würde sich das bei Jedi im Laufe der Jahre vermutlich etwas relativieren und es bliebe der Wunsch immer 120% zu geben und so viele Leben zu retten, wie irgend möglich. Die Kernmotivationen wären hier also: „Anderen Lebewesen helfen“ und „Erfolgreich sein“. Sekundär kann sich das wie oben beschrieben dann im Detail verändern. So könnte der Wunsch „der Beste werden“ gewandelt werden in „persönlicher Ehrgeiz und Ansporn“. Das wäre dann ein Attribut.
Diese Kernmotivationen sollen, wie gesagt, die Entscheidungen und Handlungen des Charakters beeinflussen. In gewisser Weise sind sie die Wurzel der Persönlichkeit, während die Attribute den Stamm darstellen und die einzelnen Ziele, Aufgaben, Entscheidungen die Äste.
Ein kompetitiver Charakter wird einer Konfrontation, einem Kräftemessen grundsätzlich nicht abgeneigt sein. Wie stark oder schwach das ausgeprägt ist, ist natürlich sehr individuell. Politiker und Intriganten sind auf eine ganz andere Art kompetitiv als Krieger, die ihre Zeit am liebsten an vorderster Front verbringen. Und auch ein Krieger kann unterschiedlich stark von dem Wunsch nach Kampf beseelt sein. Kämpft er nur wenn seine Chancen gut stehen? Auch wenn es ausgeglichen scheint? Sogar wenn er rational betrachtet kaum eine Chance hat?
Dieses kann man entweder mit Prozentzahlen oder mit Stichpunkten festlegen. Ich schreibe es meist in dem Notizfeld auf und versuche ein stimmiges Gesamtbild mit dem restlichen Bogen zu bilden.
Machen wir also mit unserem Beispielcharakter Tex weiter. Tex Kernotivation soll sein: „persönliche Macht und Einfluss mehren.“ Er wird also versucht sein in der Gunst seiner Vorgesetzten möglichst schnell möglichst weit zu steigen, um möglichst schnell Lord zu werden. Er wird dann möglichst schnell ein Gefolge aufbauen wollen und nebenbei möglichst viele nützliche Kontakte knüpfen wollen. Die Bestrebungen des Charakters im RP sind damit weitgehend gestellt. Wie diese dann erreicht oder angestrebt werden, ergibt sich meist aus dem RP selbst.
Emotionalität
Dieser Punkt stellt nicht nur den Grad der Emotionalität dar, also wie intensiv der Charakter emotional reagiert, sondern auch, wie seine Grundstimmung ist. Er kann z.B. leicht reizbar sein oder er ist immer zu Scherzen aufgelegt und er lässt sich so schnell nicht die Laune verderben. Einzelne Schlagworte finden ist hier nicht immer einfach. Ich nutze meist Halbsätze.
Tex soll emotional eher distanziert sein. Er weiß, wann er seine Gefühle nutzen muss und auch, wann er besser den Mund hält. Innerlich kocht er aber vor allem bei stümperhafter Arbeit anderer sehr schnell. Wenn wirklich über die Stränge geschlagen wird, kann er hier sogar Wutanfälle erleiden. Dieses Verhalten hat indirekt auch wieder mit seiner Kernmotivation zu tun. Er möchte schnell in der Karriereleiter nach oben kommen, deswegen stört es ihn massiv, wenn andere ihn daran hindern oder auch nur anders darüber denken. Wenn ihnen der eigene Aufstieg und Erfolg eben nicht so sehr wichtig ist und sie sich mit ihrer jetzigen Position wohl fühlen.
Kernattribute
Die Kernattribute sind der zweite Schritt des ersten Abschnitts und runden die Grundzüge der Persönlichkeit des Charakters ab. Sie helfen darzustellen wie der Charakter die Welt sieht und sich in ihr bewegt. Die Attribute beeinflussen also wesentlich die subjektive Wahrnehmung der Umwelt und sind daher im RP, insbesondere bei Entscheidungen mit einer gewissen Tragweite, zu berücksichtigen.
Im Folgenden werden die einzelnen Attribute mit einigen Fragen und möglichen Antworten veranschaulicht.
Perspektive
Auch: Weltanschauung. Eigentlich selbsterklärend. Wie sieht der Charakter die Welt/Galaxis, welche Erwartungen hat er für die Zukunft selbiger? Wie sieht er alltägliche Dinge?
Es herrscht Krieg. Viel Leid, viele Tote, wenig zu lachen. Trotzdem kann der Charakter denken: „Irgendwann wird alles gut, alles besser und das alles hier ist nur temporär.“ Er wäre also zuversichtlich, hoffnungsvoll und optimistisch. Vielleicht ist er auch gläubig und vertraut darauf, dass eine übergeordnete Kraft, beispielsweise ein Gott oder das Schicksal, ihn schon vor dem Schlimmsten bewahren wird.
Oder er sieht es genau anders herum. Er ist pessimistisch, geht davon aus, dass der Krieg noch Jahrzehnte dauert und auch seine Kinder noch in diesem Aufwachsen werden und er bisher einfach Glück hatte noch nicht gestorben zu sein.
Bezogen auf das tägliche Leben: Ist er eher optimistisch, vermutet in Situationen und Menschen nicht sofort das schlechteste? Ist er vielleicht sogar vertrauensselig? Oder misstraut er seinen Gesprächspartnern, ist durch seine Erlebnisse so gebeutelt, dass er alles schwarz malt und Gutes selbst dann nicht sieht, wenn es ihm ins Gesicht schlägt?
Für Tex wähle ich einen der vielen Mittelwege: Einen gewissen Pragmatismus. Ja, man bekommt nichts geschenkt und „gerecht“ ist das Leben auch nicht. Aber man kann was draus machen, wenn man sich anstrengt und aufrafft. Vertrauen bzw Misstrauen wird von Gespräch zu Gespräch individuell beurteilt und der Endsieg des Imperiums steht natürlich vollkommen außer Frage. Ob der nun in zwei, fünf oder zehn Jahren kommt ist im Grunde irrelevant.
Integration
Hinweis: Der Punkt findet sich nicht direkt im Guide, ist aber trotzdem sinnvoll. Nutzt hier ggf das Notizfeld.
Wie sehr hat sich der Charakter in seine soziale Umwelt eingefügt? Ist er sozial veranlagt, ein Kollegen- oder Kumpeltyp, der gern in der Gruppe unterwegs ist? Oder eher ein "Lone Wolf", Provokateur oder Rebell, der seitab der Gemeinschaft seine Ziele verfolgt und sich um Beliebtheit oder einen guten Eindruck, den er bei anderen hervorruft, wenig kümmert?
Tex ist ein Mittelding. Er ist vor allem ein Pragmatiker. Wenn er die Gemeinschaft brauchen kann, nutzt er sie und arbeitet im Team, wenn er aber einem Alleingang höhere Erfolgschancen beimisst, geht er seine eigenen Wege.
Integrität
Hält der Charakter an moralischen Werten fest, ist er unbestechlich, verantwortungsbewusst und vertrauenswürdig? Oder ist er profitorientiert, wankelmütig, manipulativ, unredlich oder käuflich?
Wie schon im Punkt zuvor erwähnt, soll Tex vor allem pragmatisch sein. Vielleicht hat er ein paar Werte, von denen er nicht abweicht, das werden jedoch wenige sein. Wenn er sich einen entscheidenden Vorteil verspricht, wird er seine Mutter verkaufen.
Impulsivität
Wie impulsiv, wie leichtfertig, handelt der Charakter? Hier ist auch wichtig, dass der Charakter ohne Erwägung naheliegender Konsequenzen auf Impulse reagiert. Oftmals wirkt dies auf Außenstehende unkontrolliert oder unbedacht, eben leichtfertig. Impulsivität kann vorschnelle Schlussfolgerungen und Entscheidungsfindungen begünstigen, wenn die Impulsivität auch das Denken des Charakters beherrscht.
Unser Beispielcharakter Tex handelt recht selten impulsiv. Im Grunde immer dann, wenn Leute stümperhaft arbeiten und seine Geduld am Ende ist (siehe Bereich Emotionalität).
Offenheit
Wie weit und wie schnell öffnet sich der Charakter anderen? Was ist dafür notwendig? Wie aufgeschlossen ist er gegenüber neuen Dingen, Situationen oder Personen?
Auch Gestik und Mimik spielen eine große Rolle und sollten möglichst oft – zumindest aber bei Veränderungen – emotet werden. Körperhaltung, Stimmlage und einige Gesten lassen gezielt die Absichten eines Gegenübers analysieren.
Ein Beispiel: Jemand der lügt, ist meist nervöser, als wenn er die Wahrheit spricht. Die Stimme wird ein klein wenig höher, es wird öfter geblinzelt, die Augen driften öfter in die oberen Ecken. Oftmals legen sich Lügner auch eine ganze Geschichte zurecht, die sie detailarm aber chronologisch erzählen. Jemand, der die Wahrheit sagt, schildert die Dinge oftmals detailreich aber ungeordnet. Zu all diesen Dingen gibt es umfassende Studien, Bücher und Berichte, weswegen ich nicht weiter darauf eingehen werde. Wichtig ist lediglich: Lieber ein Emote zu viel als zu wenig. 90 % der Kommunikation erfolgt nonverbal.
Ist der Charakter also ein offenes Buch oder eher verschlossen, vielleicht gar geheimnisvoll?
Eng verbunden mit dem Punkt „Integration“ soll Tex auch hier einen Mittelweg gehen. Er erledigt Dinge sowohl im Alleingang als auch mit anderen, je nach dem, welcher Methode er höhere Erfolgschancen beimisst. Eine Neigung zur Verschlossenheit, zum Einzelgänger-Dasein ist jedoch vorhanden.
Verhalten
Hier geht es um ein, zwei, drei passende Schlagworte, an Hand derer man eine grundlegende Attitüde ablesen kann. Mögliche Schlagworte sind: bodenständig, konservativ, rebellisch, mainstream, liberal, überheblich, narzisstisch, usw.
Für Tex werden die Worte „traditionalistisch“ und „narzisstisch“ gewählt.
Zwischenstand
Die wichtigsten Merkmale haben wir unserem Charakter nun verliehen. Diese reichen aus um einen guten Eindruck von der Persönlichkeit und der Denkweise des Charakters zu erhalten. Im nächsten Abschnitt folgen die sekundären Merkmale. Der dritte und letzte Abschnitt wird den Hintergrund, die Vergangenheit des Charakters behandeln.