Es waren schon wieder beinahe drei Monate vergangen, seit Aliera das letzte Mal den Tempel auf Tython betreten hatte. In ihrer Funktion als Wächterin war sie viel unterwegs gewesen und hatte kaum Gelegenheit gehabt, irgendwelche kurzen Pausen einzulegen. Allerdings war sie froh darüber, denn so hatte sie keine Zeit, sich um Dinge, die sie selbst beschäftigten, Gedanken zu machen. Ihr kam der Spruch 'Die Zeit heilt alle Wunden' in den Sinn, und sie fragte sich, wie man in so einem Fall, die Zeit definieren sollte.
Nachdenklich blieb sie in dem langen, hallenartigen Gang stehen und blickte sich nachdenklich um. Ihr kam es irgendwie leer vor, so als würde etwas fehlen. Achselzuckend wollte sie ihren Weg fortsetzen, als Phyar mit einem schrillen Fiepen angeflogen kam und mit Schwung auf ihrer Schulter landete. Wäre sie seine Methode, sie zu begrüßen, nicht gewohnt, so hätte sie der Schwung des Phoenixvogels aus dem Gleichgewicht bringen können. „Ts, ts. Nach all den Jahren kannst du das nicht lassen, Frechdachs.“ meinte sie grinsend und strich dem Tier sanft über das Gefieder. Ihr Freund begleitete sie nun schon seit – sie musste einen Augenblick überlegen – siebzehn Jahren durch dick und dünn. Phyar fiepte leise, was Aliera immer mit einem 'Ich-kann-doch-nicht-aus meiner-Haut-Ausrede' deutete. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und setzte ihren Weg fort. Aliera wollte Cheldran, der sie vor Jahren ausgebildet hatte, treffen. Sie hatte erfahren, dass er sich im Moment im Tempel aufhielt. Es tat ihr immer gut, sich mit ihm zu Unterhalten. Seine Art lockerte die Stimmung und lies sie alles, was sie beschäftigte, für einige Zeit nicht ganz so bedrückend erscheinen. Sie mochte ihn, er war mit der zeit zu einem sehr gutem Freund und Mentor gewesen, nach all den Jahren hatte sich daran auch nichts geändert. Aliera musste schmunzeln, als sie an einige ihrer Gemeinsamen Wortgefechte dachte. Sie bog um die Ecke und bremste ab, als ihr klar wurde, dass sie sonst in jemanden hinein stolpern würde. Sie legte ein entschuldigendes Lächeln auf, in das Phyar, der es sich auf ihrer Schulter gemütlich gemacht hatte, mit seinem Equivalent einstimmte.